Sprücheklopfer

In der Praxis ist vielen Menschen die Theorie doch lieber als die Praxis.

Die Platzmenge indes, die sie dem Erreichten widmen, während sie das Nichterkannte auf wenigen Seiten erwähnen, legt schon durch die Proportionen nahe, wir hätten uns des Labyrinths bemächtigt — ein paar sicherlich blinder, vielleicht verschütteter Gänge ausgenommen —, dabei haben wir es nicht einmal betreten. Bis zuletzt auf Vermutungen angewiesen, haben wir ein paar Splitter von den Siegeln abgekratzt, die es verschließen, und uns an dem Glanz entzückt, der uns, als wir sie zerrieben hatten, die Fingerkuppen vergoldete. Über das, was da verschlossen liegt, wissen wir nichts.

Es ist das übliche Schicksal neuer Wahrheiten, dass sie als Ketzerei beginnen und als Aberglaube enden.

Bestimmte Leute glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Dabei waren es in Wirklichkeit nur Buchstabensuppen.

Wir aber haben aus dem Apfel des Paradieses nicht nur Kompott gemacht, sondern sägen schon am Baum der Erkenntnis.

Bewahre uns der Himmel vor dem „Verstehen“. Es nimmt unserem Zorn die Kraft, unserem Haß die Würde, unserer Rache die Lust und noch unserer Erinnerung die Seligkeit.

Heikle Fragen sind die leichtesten: In ihnen ist schon die halbe Antwort enthalten.

Wenn man als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.

Jede große Wahrheit wird irgendwann falsch. Nur große Irrtümer überstehen die Jahrtausende unbeschadet.

Gleich nach dem Schöpfer eines guten Satzes kommt der, der ihn zum ersten Mal zitiert.

Interessante Selbstgespräche setzen einen klugen Gesprächspartner voraus.

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: erstens durch nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch nachahmen, das ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Es setzt sich nur soviel Vernunft durch, wie wir brauchen, um immer schön vernünftig zu bleiben.

Eine Entdeckung besteht darin, etwas zu sehen, was jederman gesehen hat, und sich dabei etwas zu denken, was noch niemand gedacht hat.

Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat keinen.

Der Mangel an mathematischer Bildung gibt sich durch nichts so auffallend zu erkennen wie durch maßlose Schärfe im Zahlenrechnen.

Hat einer erstmal ein wissenschaftliches Gedankengebäude errichtet, ist er froh, wenn ihm nichts mehr einfällt.

Jeder will die ganze Wahrheit wissen. Aber keiner will sie ganz wahrhaben.

Der Gedanke, der nicht gefährlich ist, ist gar nicht wert, ein Gedanke zu sein.

Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohlbefinden gewährte. Und dann dann gab er die weitere Suche auf.

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.

Sogar den absoluten Halbwahrheiten können wir uns nur annähern.